Wie kommen wir aus unserer Streit-Sackgasse heraus?

Verfasst von Rike Ringeis

„Wir streiten immer wieder den gleichen Streit! Wir können uns selbst nicht mehr hören. Die Luft ist raus! Was bleibt uns jetzt noch, außer Trennung?“. Mit diesen Worten sitzen mir Jonas und Lara gegenüber. Ich sehe ihnen die Erschöpfung an. Sie wirken wütend und traurig zugleich. Zwischen den Beiden liegen gerade Welten und sie schaffen es kaum, sich anzusehen. In den letzten Jahren ist sehr viel Entfernung zwischen die beiden gerutscht und es kommt mir vor, als suchen sie sich dennoch – mit letzter Kraft.
Lara spricht weiter: „Eigentlich könnten wir unseren Streit einfach einmal aufzeichnen und dann immer wieder abspielen. Es ist tatsächlich wieder und wieder das Gleiche. Es fühlt sich an, als sind wir in einer Sackgasse gelandet!“

Lara und Jonas sind damit nicht allein. Es geht vielen Paaren ähnlich. Es scheint, als seien manche Probleme einfach nicht zu lösen und dennoch versuchen wir es unseren Beziehungen unermüdlich. Das ist absolut nachvollziehbar, denn die nicht gelösten Probleme hören nicht auf, uns zu verletzen. Sie halten uns ständig erbarmungslos vor Augen, dass unsere Beziehung nicht stimmig ist – nicht gut genug, fehlerhaft, unvollkommen, problematisch.
Und so kommt uns der Gedanke gelegen, dass unsere Beziehung ohne dieses immer wiederkehrende Problem besser wäre – dann wären wir glücklich! Dann könnten wir endlich richtig zusammen sein und gemeinsam unser Leben leben.

Das ist verzwickt, denn genau diese Vorstellung von unserer glücklichen Beziehung ohne dieses Streitthema, schickt uns immer mehr in die Tiefen unserer Probleme, Schwächen und Defizite. Und manchmal so weit, dass wir gar nicht mehr rausfinden aus dieser Sackgasse!


Doch da gibt es schon einen Weg!

Wünscht ihr euch Begleitung im Umgang mit euren scheinbar unlösbaren Problem? Dann bucht hier euer kostenfreies und unverbindliches Kennlern-Gespräch.

Ungelöste Probleme und trotzdem glücklich?

Lara und Jonas gucken mich fragend an. Langsam bewegen sich ihre Körper aus den Sofakissen hervor und Laras Hand sucht nach Jonas. „Gibt es vielleicht doch Hoffnung? Haben wir denn eine Chance, da rauszufinden?“

Der Paartherapeut und Beziehungsforscher John M. Gottman hat über Jahre hinweg Paare beobachtet und analysiert. Er hat sich intensiv damit beschäftigt, was glückliche und unglückliche Paare unterscheidet und welche verschiedenen Strategien Paare anwenden, um mit Konflikten umzugehen.
Dabei hat er u.a. festgestellt, dass es in jeder (!) Beziehung lösbare und unlösbare Probleme gibt – in den glücklichen und in den unglücklichen Beziehungen. Alle Beziehungen haben Konflikte und alle haben mindestens ein Thema, welches nicht lösbar scheint oder ist. John M. Gottman konnte in seiner Studie jedoch Unterschiede im Umgang mit den Konflikten beobachten. Unglückliche Paare versuchten vehement, das unlösbare Problem zu lösen und verzweifelten daran. Doch was machten die glücklichen Paare anders?

Der Paartherapeut beobachtete glückliche Paare, denen es (meist sogar unbewusst) gelang, ihr unlösbares Problem als einen festen Bestandteil ihrer Beziehung zu integrieren. Sie konnten das Problem annehmen, ohne es zwingend lösen zu müssen. Auch der Streit zu dem unlösbaren Problem wurde als Teil der Beziehung gesehen, endete jedoch nicht in einer Sackgasse von Vorwürfen, Verletzungen und Schuldzuweisungen. Vielmehr entwickelten diese Paare über die Jahre ihrer Beziehung gemeinsam Strategien, um sich aus dem Konfliktmoment zu befreien und schafften es so immer wieder, den Fokus auf die verbindenden und wohlwollenden Elemente ihrer Beziehung zu legen.
Ganz wichtig: Die glücklichen Paare „lösten“ ihre Probleme nicht, indem sie diese unter den Teppich kehrten und darüber hinwegsahen. Beide Partner*innen waren sich des Problems bewusst und kannten die eigene, sowie die Position des Gegenübers zu dem schwer diskutierten Thema. Sie erkannten beide an, dass dieses Problem nicht zwingend eine Lösung, dafür aber immer wieder ihre Aufmerksamkeit braucht. Indem sie das „ewige Problem“, so bezeichnet es John M. Gottman, als ihre stetige Aufgabe sahen und integrierten, schafften sie sich damit sozusagen einen lösungsfreien, dafür aber wohlwollenden und zugewandten Beziehungsraum.

 

Lasst uns über Träume sprechen

In diesem Beziehungsraum ist dann plötzlich etwas möglich, was in der „Sackgasse“ nicht möglich ist. Ich frage Lara: „Wovon träumst du? Was wünschst du dir für dich und dein Leben?“ Lara schaut mich verblüfft an und kommt ins Überlegen. Jonas wiederum schaut Lara gespannt an, denn er weiß es nicht, wovon Lara träumt, und es interessiert ihn. Lara beginnt zu erzählen: „Ich träume eigentlich davon, mich beruflich zu verändern. Ich habe schon lange die Idee, getraue mich aber nicht richtig, davon zu sprechen.“ Jonas ist verblüfft, denn davon weiß er nichts. „Warum hast du mir davon nichts erzählt?“ meint er, seine Stimme ist still und traurig. Lara hatte Sorgen mit Jonas über diesen Traum zu sprechen, weil ihr gemeinsames „ewiges Thema“ das Geld ist. Sie ahnte, dass ein Gespräch zu ihrer Idee in der typischen Streit-Sackgasse enden würde. Sie sah keinen Raum mehr für ihren Traum und behielt ihn für sich. Ich fragte auch Jonas nach seinem Traum und er erzählte: „Ich versuche Geld zu sparen, weil ich auf’s Land ziehen möchte. Ich wünsche mir ein Haus und einen Garten, in dem unsere Kinder spielen. Ich bin schon immer der ländliche Typ und in der Stadt werde ich nicht richtig glücklich.“ Lara und Jonas bekamen von mir die Empfehlung, zuhause ganz in Ruhe über ihre Träume zu sprechen und dabei zu üben, den Traum des anderen zu verstehen, zu würdigen und ernst zu nehmen, einmal das Thema „Geld“ außen vor zu lassen und einfach zuzuhören.

John M. Gottman schreibt in seinem Buch „Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe“: „Um den Weg aus einer Pattsituation zu finden, müssen Sie zuerst begreifen, wo die Ursachen liegen… Pattsituationen sind Hinweise, dass sie Träume für ihr Leben haben, die in der Ehe nicht beachtet oder respektiert werden. Mit Träumen meine ich die Hoffnungen, Sehnsüchte, und Wünsche, die einen Teil ihrer Identität sind und ihrem Leben Sinn und Ziele geben.“ (S.257f)

Als Paartherapeutin begleite ich Paare aus ihren Streit-Sackgassen und erlebe immer wieder, wie die „ewigen Probleme“ in Beziehungen zu echten Chancen werden. Ich habe dazu ein Bild im Kopf: Unser inneres Wachstum gleicht einer Spirale. Natürlich wiederholen sich unsere Diskussionen und Streitigkeiten. Dann kommt es uns vor, als drehen wir uns im Kreis. Aber wenn wir als Paar beginnen, uns unseren Träumen zuzuwenden, kann sich unser „ewiges Problem“ in eine Richtung entwickeln. So kann die „Wir-drehen-uns-im-Kreis-Dynamik“ zu einer Aufwärtsspirale werden, in der wir gemeinsam wachsen. Dann fühlen wir, dass sich die Themen in eine Richtung bewegen, auch wenn sie sich vielleicht (noch) nicht lösen lassen.

Wie geht es euch als Paar? Seid ihr auch gerade weit entfernt voneinander und wünscht euch wieder mehr Nähe? Habt ihr auch das Gefühl, euer Streit endet immer in einer Sackgasse?

Als Systemische Therapeutin begleite ich euch dabei, euren Beziehungsraum wieder wohlwollend und zugewandt zu gestalten, so dass ihr über eure Träume und Wünsche sprechen könnt.

Wünscht ihr euch Begleitung im Umgang mit euren scheinbar unlösbaren Problem? Dann bucht hier euer kostenfreies und unverbindliches Kennlern-Gespräch.

Quellen/Weitere Informationen: John m. Gottman; Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe; Ullstein 11. A. 2023
Consent Management Platform von Real Cookie Banner